Was sind die Folgen der stetig steigenden Lärmbelastung?
Die Umweltbelastung durch Lärm wirkt sich einerseits auf die akustische Kommunikation aus. Die zulässigen Belastungen in Außenbereichen im Einzugsbereich von Flughäfen sind beispielsweise gesetzlich geregelt. Die hier festgelegten zulässigen Höchstwerte legitimieren Sprecher-Hörerbeziehungen, die so schlecht sind, dass die verbale Kommunikation einem Normalhörenden über eine Distanz von nur einem Meter bereits eine deutliche Anstrengung abverlangt. Diese erhöhte Anstrengung führt langfristig zum Abbruch von Gesprächen, zu einer verminderten Kommunikationsmotivation und zu einem minimalistischen Kommunikationsstil. Gleiches gilt für Außenbereiche im akustischen Einwirkungsgebiet stark frequentierter Verkehrswege. Neben der Belastung für die Normalhörenden, behindert Lärm Kinder in der Entwicklung der komplexen, sensorisch motorischen Fähigkeiten, die für einen reibungslosen Sprachgebrauch notwendig sind. Außerdem stellt die schlechte Hörer-Sprecher Beziehung in Außenbereichen für Menschen mit einer Gehörschädigung eine kommunikative Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Leben dar.
Neben dem Verlust einer akustisch reichhaltigen Lebensumwelt, hat die zunehmende Lärmverschmutzung allerdings des Weiteren schwerwiegende gesundheitliche Folgen für Betroffene. Die gesundheitlichen Folgen für den Menschen teilen sich in drei Gebiete. Das sind Schäden am Gehörorgan, weitere physiologische Beeinträchtigungen und psychologische Beschwerden.
Eine erschreckend große Gruppe von Menschen in Deutschland leidet unter irreversiblen Schädigungen des Hörorganes. Die Schädigungen können sich sehr unterschiedlich äußern, z.B. durch eine Hörschwellenverschiebung, durch das Krankheitsbild der C5-Senke oder in Form von Ohrgeräuschen. Es gibt immer mehr Menschen, die altersbedingt unter einer Beeinträchtigung leiden. Die Zahl junger Menschen mit einer Gehörschädigung ist jedoch ebenfalls überraschend hoch. Es ist für diese Menschen besonders tragisch, dass der Umgebungslärm durch die Schädigung des Hörorgans noch belastender wirkt. Das gesunde Hörorgan ist ein wichtiges kognitives Schutzschild in einer massiv belasteten Umwelt.
Neben den ‚auralen’ Folgen, die das Gehör direkt schädigen, wirkt Lärm auf die Entwicklung anderer physiologischer Beschwerden. Lärm kann beispielsweise zu Schlafstörungen führen und einen erhöhten Blutdruck auslösen. Außerdem begünstigt eine intensive Lärmexposition die Entstehung und den Verlauf psychologischer Beschwerden, wie Herzrasen oder Angststörungen. Bei den ‚extraauralen’ Beeinträchtigungen stellt Lärm allerdings immer nur einen von mehreren beteiligten Parametern eines Krankheitsverlaufs dar. Dadurch ist eine eindeutige Zuordnung von Dosis und Wirkung von Lärm immer anfechtbar.
Good blogging!
Comment by Travis on February 28, 2012 at 4:51 am